Kosten der Übertragungsnetzbetreiber belasten Stromnetzentgelte
Immer häufiger müssen Netzbetreiber die Leistung von Einspeiseanlagen und Kraftwerken reduzieren, weil die erzeugte Energie wegen Netzeng-pässen im Übertragungsnetz nicht eingespeist werden kann. Dieses Engpassmanagement führt bei mehreren Übertragungsnetzbetreibern zu deutlich steigenden Netzkosten, die an die darunter liegende Verteilnetzebene weitergegeben werden und dort in die Kalkulation der Netzentgelte eingehen.
Die Entgelte im Übertragungsnetz, in dem das Verteilnetz von EWE NETZ liegt, steigen um rund 80 Prozent gegenüber 2016. „Nicht nur die Kosten aus den Übertragungsnetzen, die wir nicht beeinflussen können, belasten die Kalkulation der Netzentgelte bei EWE NETZ, auch die damit verknüpften vermiedenen Netzentgelte verstärkten diese Wirkung noch“, erläuterte Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EWE NETZ.
Außerdem sind die Abrechnungskosten wegen einer Gesetzesänderung erstmals direkt in den Netzentgelten enthalten. Bisher wurden diese Kosten separat auf der Rechnung ausgewiesen. Spürbar wird diese Änderung in den gestiegenen monatlichen Grundpreisen. Unterm Strich bleiben die Abrechnungskosten gleich.
„Unsere kontinuierlichen Investitionen in unser Stromnetz verhindern weitgehend Netzengpässe. Der Netzausbau in den Verteilnetzen ist also nicht der Kostentreiber der Energiewende“, so Maus. Insgesamt wirkten sich auch der effiziente Netzbetrieb dämpfend auf die Netzentgelte aus, so dass das Unternehmen die Wirkung der Kostentreiber aus den Übertragungsnetzen deutlich abschwächen konnte. Für einen Haushalts-kunden mit einem Jahresverbrauch von 3.500 Kilowattstunden Strom steigt das durchschnittliche Netzentgelt monatlich um netto 4,02 Euro. Im Jahr macht das 48,22 Euro bzw. 19,7 Prozent aus. „Die Kosten in unserem Stromnetz sind – bereinigt um die vermiedenen Netzentgelte und die gestiegenen vorgelagerten Netzkosten – seit 2011 nahezu konstant geblieben. Und das, obwohl wir im Rahmen der Energiewende in den vergangenen Jahren in unsere Netze investiert und zehntausende dezentrale Einspeiser in unser Netz integriert haben “, erklärte Torsten Maus.
Netzentgelte Gas steigen moderat um drei bis vier Prozent
Die Entgelte für die Nutzung des Gasnetzes von EWE NETZ steigen im kommenden Jahr moderat an. Hauptursache für die Erhöhung ist die Steigerung der im Entgelt enthaltenen Umlagen wie die Biogasumlage und die Marktraumumstellungsumlage. Die Marktraumumstellungsumlage zahlen deutschlandweit alle Kunden für die Umstellung der Gasnetze von L- auf H-Gas.
Für einen Haushaltskunden mit einem jährlichen Gasverbrauch von 20.000 kWh steigen die Entgelte für Netznutzung und Abrechnung moderat um monatlich 0,68 Euro. Im Jahr sind das 8,20 Euro bzw. 3,6 Prozent.
Hintergrund
Netzentgelte: Gebühr für die Nutzung der Netze
Die verschiedenen Energieanbieter zahlen Netzentgelte für die Nutzung des Strom- und Gasnetzes. Die Netzentgelte sind ein wesentlicher Bestandteil der Strom- und Erdgaspreise, die von den Lieferanten nun festgelegt werden. Die Netzentgelte machen je nach Anbieter ca. 20 bis 30 Prozent des Endkundenpreises aus. Der Gesetzgeber verpflichtet alle Netzbetreiber, bis zum 15. Oktober die vorläufigen Netzentgelte für das folgende Jahr zu veröffentlichen. Sie stehen noch bis zum 31. Dezember 2016 unter Vorbehalt. Die Netzentgelte resultieren aus den von der Bundesnetzagentur genehmigten finanziellen Obergrenzen, die ein Netzbetreiber für die Nutzung seiner Netze erlösen darf.
Vermiedene Netzentgelte: Komponente, die Netzausbau vermeiden sollte
Diese einst vom Gesetzgeber eingeführte Kostenkategorie sollte den Ausbau der dezentralen erneuerbaren Energieerzeugung fördern: Die dezentralen Erzeugungsanlagen im Verteilnetz vermieden früher den Energiebezug aus den vorgelagerten Netzen, was zu Einsparungen im EEG-Umlagemechanismus führen sollte. Heute ist das nicht mehr der Fall.
Obwohl dieser Effekt nicht mehr wirksam ist, müssen Verteilnetzbetreiber wie EWE NETZ trotzdem nicht nur die gestiegenen Kosten für den tatsächlichen Bezug aus den vorgelagerten Netzen an die Kunden weitergeben, sondern auch für den fiktiven Bezug aus den vorgelagerten Netzen, der angefallen wäre, wenn die dezentralen Stromerzeuger am Verteilnetz nicht in dieses eingespeist hätten.